Ein bedeutendes Ereignis des letzten Monats war die Brexit-Entscheidung der Briten. Wahrscheinlich gibt es derzeit noch niemanden, der über den Brexit und seine Folgen irgendetwas mit Gewissheit vorhersagen kann. Zu vielfältig sind die Möglichkeiten:
- Auch wenn die neue britische Premierministerin bei ihrem Amtsantritt sagte: „Brexit means Brexit“, heißt das noch lange nicht, dass es eines Tages auch tatsächlich zum Austritt Großbritanniens aus der EU kommen wird!
- Bis zum EU-Austritt Großbritanniens wäre es noch ein sehr weiter Weg. Über schwierige Streitfragen müssten sich die Vertragspartner einigen. Ob das gelingen wird, muss stark bezweifelt werden, denn welches Interesse sollte die EU daran haben?
- Die EU würde Großbritannien am liebsten sofort bestrafen, damit sich niemand anderes ein Bei-spiel am Brexit nimmt. Allem Anschein nach, empfinden Juncker und Schulz den Mehrheitswillen der Briten als persönliche Beleidigung. Dass die EU mit ihrem jetzigen Führungspersonal an einer einvernehmlichen Lösung mit Großbritannien konstruktiv mitwirkt, ist kaum vorstellbar. Es ist zu erwarten, dass die EU bei diesen Verhandlungen alles unternehmen wird, den Austritt für die Briten so teuer und unattraktiv wie nur möglich zu machen.
- Die neue britische Regierung wird voraussichtlich erst in ein paar Monaten die EU offiziell über die Absichten Großbritanniens informieren. Dann bleiben zwei Jahre, um eine Strategie für den Austritt zu erarbeiten. Es wird bei diesen Austrittsverhandlungen vermutlich keine Lösungen geben, mit denen alle Beteiligten zufrieden sein werden.
- Es könnte sein, dass die Briten in zwei oder drei Jahren noch einmal zu einem EU-Referendum an die Wahlurnen gerufen werden, um abzustimmen, ob sie in Kenntnis der Kosten, immer noch die EU verlassen möchten. Schließlich könnte ein EU-Austritt auch den Zerfall des Vereinigten Königreichs zur Folge haben, falls Schottland und Nordirland unbedingt in der EU bleiben wollen. Wenn zusätzlich britische Unternehmen bei einem EU-Austritt mit Sitzverlegung nach Irland drohen, könnte dies die Bevölkerung aus Sorge um den Verlust vieler Arbeitsplätze zum Umdenken bewegen.
- Das Referendum in GB könnte aber auch der erste Dominostein gewesen sein, auf den weitere Volksentscheide in anderen EU-Staaten folgen werden. Ähnliche Bestrebungen gibt es in nahezu jedem EU-Staat. Volksabstimmungen, die zugunsten der EU ausfallen würden, sind kaum vorstellbar. So könnte der Brexit tatsächlich den Zerfall der EU einläuten. Eine diesbezügliche Beschleunigung könnte eintreten, falls die Franzosen ihre Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr zu einer Abstimmung über den Verbleib Frankreichs in der EU umdeuten.
Diese Auflistung soll erst einmal genügen. Sie könnte erheblich erweitert werden, zu viele Einflussgrößen gibt es. Aus heutiger Sicht ist nicht abschätzbar welche Folgen die Brexit-Entscheidung der Briten mittelfristig haben wird. Politische und wirtschaftliche Unsicherheit kann Großinvestoren durchaus veranlassen, Sicherheit für ihr Vermögen in Gold und Silber zu suchen.
Als das Ergebnis des EU-Referendums feststand, machte der Gold- und Silberpreis einen großen Sprung nach oben. Der neue Aufwärtstrend der Preise, der zur Jahreswende seinen Anfang nahm, verstärkt sich zusehends.
Marode Banken in Italien
Die akute Bankenkrise in Italien dürfte in den Überlegungen vieler Großinvestoren, wenn sie derzeit Edelmetalle kaufen, ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Die italienische Bankenkrise findet in der Berichterstattung deutscher Mainstream-Medien fast nicht statt. Dieses Thema scheint zu unangenehm zu sein. Wie schlimm die Lage italienischer Banken ist, lässt sich am Aktienkurs von Unicredit, der größten italienischen Bank ablesen. Er hat seit Beginn der Finanzkrise schon 95 Prozent seines Wertes verloren!
Auf Grund der hohen Anzahl von notleidenden Krediten von Unternehmen und Privatpersonen, die seit mehr als 90 Tagen nicht mehr bedient werden, drohen zahlreiche italienische Banken – welche de facto Pleite sind – umzukippen. Die offizielle Summe bewegt sich bei 360 Milliarden Euro. Das sind fast 21 Prozent aller Kredite in Italien. Italienische Banken haben haufenweise Kredite an Kunden vergeben, die diese nun nicht mehr zurückzahlen können.
Wieder einmal sieht man, dass die Krise – konträr zu den Behauptungen aus der Politik und Finanzwelt – nicht gelöst wurde. Die Folgen eines Crashs einer oder mehrerer größerer italienischer Banken sind heute nicht abzusehen. Deutsche Banken haben circa 84 Milliarden Euro in Italien im Feuer. Frankreich über 250 Milliarden Euro. Die italienische Bankenkrise hat durchaus die Kraft eine neue, sehr viel größere Krise auszulösen.
Starker Anstieg der Gold- und Silberpreise im 1. Halbjahr 2016
Im 1. Halbjahr 2016 ist der Silberpreis um etwa 40 Prozent und der Goldpreis um etwa 20 Prozent gestiegen (jeweils in Euro gemessen). Die in einem früher veröffentlichen Blog angekündigte Entwicklung, dass in Aufwärtsmärkten der Silberkurs die prozentualen Gewinne des Goldpreises im Laufe der Zeit verdoppelt, scheint sich auch bei diesem neuen Aufwärtstrend zu bestätigen.
Der wichtigste Faktor für die Preisentwicklung am Silbermarkt ist seit jeher der Goldpreis. Auf kurze Sicht kann sich Silber zwar „entkoppeln“, doch über mehrjährige Zeiträume hinweg, weisen die beiden Edelmetalle eine sehr starke Korrelation auf. Wenn aber der Goldkurs deutliche Gewinne verzeichnet und die Investoren überzeugt sind, dass es sich um einen langfristigen Aufwärtstrend handelt, strömen sie verstärkt auch an den Silbermarkt.
Hinsichtlich der Gesamtkapitalisierung ist der Silbermarkt sehr klein (siehe Tabelle weiter unten). Er entspricht etwa nur einem Achtel der Größe des Goldmarktes. So können schon vergleichsweise geringe Kapitalzuflüsse massive Kursbewegungen auslösen.
Das nebenstehende Chartmuster kennen Sie schon. Es ist das Gold-Silber-Verhältnis der letzten 20 Jahre. Auffällig ist, dass schon viermal im Bereich von 80 eine Trendwende zu beobachten war. Der Wert 80 bedeutet, dass Gold 80 mal so teuer wie Silber ist.Über Jahrhunderte stand die Gold-Silber-Ratio bei 17. Das ist schlüssig, weil es rund 17 mal mehr Silber als Gold in der Erdkruste gibt. Das letzte Mal wurde diese niedrige Ratio im Januar 1980 erreicht.
Bei einem Gold-Silber-Verhältnis von 80 war Silber gegenüber Gold ausgesprochen unterbewertet. Solch eine unfassbare Anomalie kann nicht von Dauer sein. Wenn eine solche Maßzahl einen Extremwert erreicht, ist eine Normalisierung und eine Rückkehr zum Mittelwert unvermeidlich. So gab es Anfang diesen Jahres die allerbeste Kaufgelegenheit für Silber. Aber auch jetzt, bei einem Gold-Silber-Verhältnis von 66 ist Silber immer noch gegenüber Gold stark unterbewertet. Silber ist reif für eine massive Aufwärtsbewegung. Es gab selten einen besseren Zeitpunkt für den Kauf von Silber.
Für eine dramatische Preissteigerung (in einer Fiatwährung gemessen), bedarf es nur einer vergleichsweise geringen Summe Anlagekapital. Je höher die Investoren den Silberpreis treiben, desto attraktiver erscheint das Edelmetall für weitere Käufer und desto mehr zusätzliches Kapital strömt an den Markt. Käufe ziehen weitere Käufe nach sich, so funktioniert die menschliche Psyche.
Im letzten großen Aufwärtstrend von November 2008 bis April 2011 stieg der Silberpreis innerhalb von 2,4 Jahren um 443 Prozent. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass eine vergleichbare Hausse nach dem langfristigen Tief im Dezember 2015 auch jetzt wieder möglich ist. Ein ähnlicher Kursanstieg würde den Silberpreis auf über 74 Dollar je Unze katapultieren.
Weitere interessante Silber-Daten:
Vor dem Ausbruch der großen Finanzkrise belief sich die weltweite Nachfrage nach physischen Anlage-Silber auf etwa 50 Millionen Unzen pro Jahr. In 2008, dem Jahr der Lehman-Pleite, explodierte die weltweite Silbernachfrage auf das Vierfache. Seitdem hat sich ein steigender Trend etabliert. Nur in 2009 und 2012 kam es zu kurzfristigen Nachfrage-Rückgängen.
Im letzten Jahr kauften Anleger die Rekordmenge von 292 Millionen Unzen Silber. Das ist annähernd die sechsfache Menge, wie vor der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008.
Der nächste Chart erscheint noch interessanter. Die Menge des Altsilbers, welches recycelt und anschließend wieder verkauft wird, ist abhängig vom Preisniveau. Je höher der Silberpreis, desto mehr Altsilber gelangt auf den Markt. Wenn wir uns jedoch den starken Rückgang des Angebots an wiedergewonnenem Silber in den letzten beiden Jahren ansehen, bemerken wir einen außergewöhnlichen Trend:
Als der Silberpreis von 2006 bis 2009 zwischen 11,50 USD und 15,00 USD lag, wurden pro Jahr weltweit mehr als 200 Millionen Unzen Silber recycelt. Während der Preis in den folgenden Jahren stieg, nahm wie zu erwarten, auch das Angebot an Altsilber zu.
2011 erreichte der durchschnittliche Silberpreis mit 35,12 USD einen zwischenzeitlichen Spitzenwert und auch bei der Wiedergewinnung von Altsilber wurde ein Höchstwert von 261 Millionen Unzen erreicht.
Als der Silberpreis anschließend wieder zurückkam, nahm erwartungsgemäß auch die Menge des recycelten Silbers ab. Folgender Vergleich ist aber bemerkenswert:
Spalte 2: Durchschnittlicher Silberpreis pro Unze während des jeweiligen Jahres
Spalte 3: Recyceltes Altsilber
2014 und 2015 war der durchschnittliche Silberpreis höher als zwischen 2006 und 2009, doch das jährliche Angebot an wiedergewonnenem Silber nahm deutlich ab. 2014 lag das Altsilberangebot mehr als 30 Millionen Unzen unter dem durchschnittlichen Angebot der Jahre 2006 bis 2009; 2015 betrug der Unterschied sogar mehr als 50 Millionen Unzen.
Es stellt sich also die Frage, warum die Menge des recycelten Silbers in den letzten Jahren so stark gesunken ist? Offensichtlich, weil ein Großteil des qualitativ hochwertigen Altsilbers bereits verkauft wurde. Es wird zwar auch in Zukunft ein gewisses Angebot an Altsilber geben, doch es werden höhere Silberpreise nötig sein, um das minderwertige Altsilber wieder auf den Markt zu bringen, da dessen Aufbereitung höhere Kosten verursacht.
Fazit: Die Nachfrage nach physischem Anlage-Silber wächst kontinuierlich Jahr für Jahr, während das Angebot an Altsilber abnimmt.
Physisches Anlage-Silber: Winzige Kapitalisierung im Vergleich zum Rest der Märkte
Der nächste Chart zeigt, wie viel Kapital in den letzten acht Jahren (2008 bis 2015) in physisches Anlage-Silber investiert wurde: Etwa 1,57 Milliarden Unzen im Gesamtwert von rund 35 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Innerhalb von einem Jahr wird die EZB diese Summe 31 mal gedruckt haben (80 Mrd. Euro pro Monat entsprechen derzeit ca. 88,8 Mrd. USD und 1.065 Mrd. USD in 12 Monaten).
Sollten einige Großinvestoren beschließen, physisches Silber zu kaufen und kollektiv nur 100 Milliarden Dollar aufwenden, dann würden sie etwa 4,71 Milliarden Unzen benötigen. Das ist etwa die dreifache Menge, die Anleger in den Jahren 2008 bis 2015 gekauft haben. Eine derartig große Menge Silber wäre jedoch nicht verfügbar.
Wenn das Angebot knapp ist, werden die Preise unweigerlich sehr viel höher steigen. Die Frage ist nicht, ob das geschieht, sondern wann.
Im Vergleich zu den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten, sind die 35 Milliarden Dollar, die in den letzten Jahren in Silber investiert wurden, eine verschwindend geringe Summe:
Der letzte Chart sollte allen Investoren verdeutlichen, wie extrem das globale Finanzsystem aus dem Gleichgewicht gekommen ist. In nur sechs Monaten hat sich das Volumen der Staatsanleihen mit negativen Renditen fast verdoppelt:
Bitte nicht verwechseln: Eine amerikanische „billion“ ist eine Milliarde!
Anleger von Schuldgeld haben wirklich allen Grund zur Sorge. Bevor das Finanzsystem kollabiert, werden die großen Investoren und Finanzinstitutionen vermutlich alles physisches Silber aufkaufen. Der daraus resultierende Anstieg des Silberkurses könnte ein unvergessliches Erlebnis werden.