Dramatische Zuspitzung der Bankenkrise in Italien (Fortsetzung)

Bankenkrise in Italien

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Schon 2014 fielen bei den Stresstests der EU-Bankenaufsicht neun italienische Banken durch.

Kursverluste der Banken

Wie dramatisch der Zustand des europäischen Bankensystems ist, zeigen die Verluste der Aktienkurse der größten und wichtigsten Finanzinstitute seit 2007:

Italien:                   Unicredit -94 %, Intesa -99 %, Monte dei Paschi -99 %, Banco Popolare -98 %

Frankreich:           Credit Agricole -67 %, Societe Generale -87 %
Deutschland:        Deutsche Bank -86 %, Commerzbank -98 %
Spanien:                Santander -68%, Bankia -99 %
Großbritannien:  Barclays -80 %, RBS -97%, Lloyds -86 %
Schweiz:                Credit Suisse -77 %, UBS -84 %

In diesem Jahr haben europäische Großbanken bereits 280 Milliarden Euro an Wert verloren.

(Stand: 21.10.2016).

Diese Entwicklung zeigt klar und deutlich, dass man als Gläubiger (Sparer) dieser Banken auf der Hut sein sollte, denn Kursverluste in diesen Größenordnungen implizieren nichts anderes, als den Bankrott des gesamten Banken- und Finanzsystems.

Italiens Banken haben faule Kredite in Höhe von 360 Mrd. Euro

In Italiens Banken summiert sich die Zahl der faulen Kredite auf 360 Milliarden Euro und die Wirtschaft des Landes rutscht immer tiefer in die Krise. Seit Jahresbeginn haben die Geldhäuser dort mehr als die Hälfte ihres Börsenwerts verloren.

Wenn „notleidende“ oder auch faule Kredite einen Anteil von 10 Prozent am Kredit-Portfolio einer Bank ausmachen, gelten Finanzinstitute technisch betrachtet als bankrott.

In Italien hat sich der Anteil fauler Kredite auf 18 Prozent erhöht. Mehr als die Hälfte der faulen Kredite sind  „notleidend“, werden also gar nicht mehr bedient, weil die Schuldner pleite sind. Die Dimension dieser Verluste ist so groß, dass das gesamte Großbankensystem gefährdet ist.

„Im Finanzsektor könnte es zu einer Katastrophe kommen“, warnte vor Kurzem der frühere Schweizer Zentralbankchef Hildebrand. „Jetzt kommt so etwas wie die zweite Welle – neun Jahre nach der Finanzkrise.“

Banken brauchen dringend neues Eigenkapital

„Bis zu acht italienischen Banken droht bei einem „Nein“ der Zusammenbruch“, berichtete die Financial Times einige Tage vor dem Referendum. Diese Banken brauchen dringend neues Eigenkapital. Massive Wertberichtigungen, die schon in den vergangenen Jahren hätten stattfinden müssen, wurden unterlassen.

Jetzt ist wahrscheinlich der Punkt gekommen, an dem die aufgelaufenen Verluste aus leichtfertig vergebenen Krediten nicht länger vertuscht werden können. Da den durchzuführenden Wertberichtigungen keine entsprechenden Gewinne gegenüberstehen, reduzieren die Abschreibungen das haftende Eigenkapital der Bank. Dies führt bei vielen Banken zur Überschuldung. Deshalb benötigen sie dringend neues Eigenkapital.

Ansteckungsgefahr

Die Ansteckungsgefahr ist groß. Wenn sich die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone nicht in der Gemeinschaftswährung halten kann, würden Investoren auch bei anderen Krisenländern nervös.

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Weltweit belaufen sich die Forderungen der ausländischen Banken gegenüber italienischen auf 550 Milliarden Euro. Französische Geldhäuser tragen mit 250 Milliarden Euro das größte Risiko, auf Platz zwei folgen deutsche Institute mit 93 Milliarden Euro. Die Kreditinstitute sind engmaschig miteinander vernetzt – fällt ein Dominostein, fallen alle anderen. Es wäre eine Illusion zu glauben, dass einzelne Institute noch stark genug wären, um zu überleben.

Bail-out

Die Regierung in Rom will die Banken mit Steuergeld retten. Doch die EU verbietet das, weil seit Jahresanfang das Bail-in-Verfahren in der EU zur Anwendung kommen soll. Bis zum Inkrafttreten der neuen EU-Bankenrichtlinie Anfang 2016 wären Staatshilfen kein Problem gewesen. Nun ist es zu spät.

Seit 2016 ist nur noch Bail-in möglich

Zur Bankensanierung ist gemäß dem Regelwerk der Europäischen Bankenaufsicht zunächst grundsätzlich eine Haftung der Bankeigner und -gläubiger, konkret: Aktionäre und Inhaber von Konten, Sparbriefen und Bankanleihen, vorgesehen. Die Steuerzahler sollen erst als letzte Instanz zur Haftung herangezogen werden. Diese Art der Bankensanierung lässt sich angesichts der wirtschaftlich schlechten Situation italienischer Wähler unmöglich umsetzen. Denn laut EZB befinden sich rund 80 Prozent aller schuldenschnittfähigen italienischen Bankanleihen in italienischem Besitz.

Hunderttausende italienische Kleinsparer würden ihr Geld verlieren

Staatshilfen darf es nach den neuen Regeln erst geben, nachdem die italienischen Anleger geblutet haben – undenkbar in einer Nation von Kleinsparern. Investiert haben diese in Aktien und nachrangige Anleihen der Banken. Die Bankensanierung führt bei ihnen 1:1 zur Vermögensstreichung.

Eine sich danach endgültig festsetzende Euro-feindliche Stimmung und ein Bankrun, der vermutlich  sämtliche italienischen Banken erfassen würde, wäre die Folge.

Verstößt die EU wieder einmal gegen selbst geschaffene Gesetze?

Vermutlich führt kein Weg an einer unkonventionellen Bankenrettung in Italien vorbei. Bei Anwendung des Bail-in-Verfahrens in Italien sind die Risiken für die EU immens. Deshalb wird die europäische Politik einen erneuten Bruch ihrer selbst aufgestellten Regeln in Kauf nehmen. Zunächst könnten italienische Banken regelwidersprechend mit Staatsgarantien gestützt werden. Die EU-Kommission hatte vor zwei Wochen  Italien die Unterstützung des heimischen Bankensektors durch ein Garantiesystem zugesichert.

Draghis Versprechen: „What ever it takes …“

Über allem schwebt Draghis Ankündigung aus dem Jahr 2012. Er versprach, alles Notwendige zu tun, um den Euro zu retten. Dann schob er noch nach: „Und glauben Sie mir, es wird genug sein.“ Diese Zusage konnte er geben, weil die EZB so viel Geld drucken darf, wie sie will. Und wie wir sehen, lässt er entsprechende Taten folgen.

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Verhinderung von Bank- und Staatspleiten

Man kann die Zahlungsfähigkeit des europäischen Finanzapparates durch das ständige Drucken von neuem Geld sichern. Man kann auch die Staaten liquide halten, indem man immer mehr neues Geld druckt oder auch große Unternehmen vor der Pleite bewahren, wenn viele Arbeitsplätze gesichert werden sollen. Insofern liegt alle Macht in der EU bei Draghi und der Euro könnte noch etwas länger halten. Aber das nur zum Preis einer Ausweitung der Geldmenge und das führt natürlich zu einer Schmälerung der Kaufkraft des Geldes.

Unabhängig davon, kann es aber wie oben erläutert, zu einem früheren Ende der Gemeinschaftswährung kommen, falls mit Italien das drittgrößte Euroland aus der Eurozone austreten würde.

Inflation bedeutet „Aufblähen der Geldmenge“

In der Abwägung, „lässt man Kreditausfälle zu oder druckt man neues Geld?, um die Probleme aus der Welt zu schaffen“, zeigt die Währungsgeschichte ein eindeutiges Bild: Es wird immer mehr Geld gedruckt, weil das Drucken von neuem Geld, die Politik des kleinsten Übels ist – oder den Entscheidern als kleinstes Übel erscheint.

Der Verfall der Kaufkraft einer Währung kann sich über eine Zeitperiode von mehreren Jahre erstrecken. Allerdings wird es irgendwann einen Bruchpunkt in diesem Prozess geben. Ab diesem Punkt, werden viele Menschen kein Geld mehr auf ihren Konten halten wollen, sondern ihr Geld so schnell wie möglich in Sachwerte tauschen, um die Kaufkraft ihres Geldes nicht zu verlieren.

Sobald der „heiße-Kartoffel-Effekt“ eintritt, ist es mit dieser Währung vorbei. Im Extremen ist das beobachtbar gewesen in der Weimarer Republik von 1919 bis 1923.  Die Hyperinflation wurde so dramatisch, dass niemand mehr die damalige Papier-Mark halten wollte und das Geld war dann im Grunde kein Geld mehr. Dieses Schicksal droht jedem ungedeckten Schuldgeld.

Fazit:

Das Problem in Italien ist groß. Die Bilanzsumme aller italienischen Banken beläuft sich auf etwa vier Billionen Euro. Das sind etwa 280 % des Volkseinkommens in Italien.

Eine Pleite der italienischen Banken wird man (sicher) nicht zulassen. Wobei angemerkt werden muss, dass heutzutage nichts mehr sicher ist.

Als beispielsweise in 2008 Lehman Brothers pleite ging, wäre dies sowohl durch die US-Regierung als auch durch die US-Notenbank zu verhindern gewesen. Man hatte damals viel größere Unternehmen gerettet. Aber aus irgendwelchen Gründen, über die wir heute nicht mutmaßen wollen, wollte man Lehman bankrott gehen lassen, obwohl den Entscheidern völlig klar gewesen sein muss, welch gewaltige Schockwellen mit verheerenden Auswirkungen sie um den Erdball schicken würden.

Es ist völlig offensichtlich, die US-Politik und die US-Notenbank wollten diesen Crash! Es war keineswegs ein Unfall, dem beide Institutionen machtlos gegenüberstanden!

Trotz dieser unfassbaren Erfahrung, gehen wir davon aus, dass die italienischen Banken gerettet werden. Die faulen Kredite in Höhe von 360 Milliarden Euro kann man allerdings nicht so ohne weiteres gegen das Eigenkapital verrechnen.

Da wäre der Bankenapparat in Italien überschuldet und vor allen Dingen wird man sich wohl nicht trauen, die Gläubiger von Bankanleihen zur Kasse zu bitten, weil insbesondere die Bankschuldverschreibungen in den Depots der italienischen Privatkunden liegen. Hiervor scheut sich offensichtlich die Politik, weil es ja zum Glück in den Nationalstaaten noch Wahlen gibt; im Gegensatz zur EU: Die beinahe allmächtigen EU-Kommissare wurden von niemanden gewählt und brauchen sich nie zur Wahl stellen.

Politik und EZB werden sich eine Möglichkeit ausdenken, wie man die entstandene Problematik umschiffen kann und in letzter Konsequenz wird es auf eine Monetisierung hinauslaufen. Das kann bedeuten, dass die EZB die faulen Kredite der italienischen Banken mit frisch gedrucktem Geld abkauft oder der ESM übernimmt diese Aufgabe.

Die Geldmenge wird weiter ausgeweitet werden und die Kaufkraft des Geldes wird abnehmen. Es ist absehbar, wie die künftigen Entscheidungen ausfallen werden:

Es wird auf den verschiedensten Wegen immer mehr Geld in Umlauf gebracht werden. Am Ende werden es die Bürger sein, die mittels der von der EZB erzeugten Inflation, dafür bezahlen müssen.

Konsequenzen für die Geld-Anlage

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