Im internationalen Währungsgefüge sind tiefgreifende Veränderungen zu beobachten. Jahrzehntelang gewohnte, stabile Strukturen scheinen sich aufzulösen – mit offensichtlich weitreichenden Folgen.
Einen interessanten Hinweis lieferte vor einer Woche die Meldung der Deutschen Bundesbank, künftig auch den chinesischen Renminbi in ihre Währungsreserven aufzunehmen. Ein Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank erläuterte hierzu: „Die Vorstandsentscheidung, den Yuan aufzunehmen, ist Teil einer langfristig angelegten Diversifizierungsstrategie und spiegelt die gestiegene Rolle der chinesischen Währung im globalen Finanzsystem wider.“
Dass der Yuan, so eine weitere gebräuchliche Bezeichnung der chinesischen Währung, in die Währungsreserven der Deutschen Bundesbank aufgenommen werden soll, klingt sicherlich nicht spektakulär. Wenn man aber die Hintergründe analysiert, erkennt man eine dramatische Veränderung im Finanzsystem mit weitreichenden Auswirkungen in den nächsten Jahren.
Zunächst eine stichpunktartige Aufzählung wesentlicher Details. Anschließend erfolgt eine weiterführende Erläuterung.
- Die Vormachtstellung des US-Dollars unter den Währungen dieser Welt, die dieser seit 1944 inne hat, scheint sich dem Ende zuzuneigen. Offensichtlich verliert der US-Dollar Stück um Stück seinen Status als Weltleitwährung.
- China unternimmt nicht nur erhebliche Anstrengungen, seinen Yuan als neue Weltleitwährung zu etablieren, sondern hat sich über zwei Jahrzehnte eine entsprechende Machtposition aufgebaut, um dieses Vorhaben nun Schritt für Schritt zu realisieren.
- Ein wichtiger Meilenstein gelang den Chinesen am 1. Oktober 2016 mit der Aufnahme ihrer Währung in den Währungskorb des IWF, den „Sonderziehungsrechten“.
- China ist der größte Gläubiger der USA mit einem Schuldschein-Volumen in Höhe von 1,2 Billionen Dollar. Dadurch sind beide Staaten in hohem Maße von einander abhängig. Bereits im Jahr 2011 hatte China aufgehört, die USA mit weiteren Krediten zu finanzieren.
- China ist seit mehr als zehn Jahren der weltgrößte Goldproduzent und zusätzlich der größte Importeur von Gold. Offizielle Zahlen liefern die Chinesen nicht. Es wird vermutet, dass China mittlerweile auf einem Gold-Bestand von rund 30.000 Tonnen sitzt.
- Den von amerikanischen Großbanken immer wieder künstlich gedrückten Goldpreis nehmen die Chinesen dankbar an und kaufen auf dem Weltmarkt physisches Gold – soviel sie bekommen können.
- Seit Jahrzehnten werden Öl und alle anderen Rohstoffe in US-Dollar gehandelt. Staaten, die in der Vergangenheit davon abwichen oder abweichen wollten, bekamen es mit der US-Militärmacht zu tun. Saddam und Gaddafi bezahlten ihr diesbezügliches Vorhaben mit dem Leben.
- Mehrere Staaten handeln seit Monaten Öl, Gold und andere Rohstoffe nicht mehr in US-Dollar, sondern in ihren eigenen Währungen und das amerikanische Militär greift nicht ein. Es findet offensichtlich ein Paradigmenwechsel statt!
- China hat allen Öl exportierenden Staaten angeboten, das Öl wahlweise in Yuan oder in Gold zu bezahlen. Dieses Angebot gilt auch für die Bezahlung aller anderen Rohstoffe.
- Das Petrodollar-System scheint am Ende zu sein. Die USA war jahrzehntelang Saudi-Arabiens wichtigster Kunde. Seit etwa einem Jahr ist China Saudi-Arabiens größter Kunde.
-
Die USA fördern seit 2014 fast annähernd soviel Erdöl wie Saudi-Arabien und sind als Energie-Exporteur mittlerweile sogar ein Konkurrent Saudi-Arabiens.
-
Für alle Staaten, die Rohstoffe verkaufen, stellt sich jetzt die Frage, „mit welcher Währung wollen wir bezahlt werden?“ Mit Gold? Oder wie in der Vergangenheit, doch lieber mit Dollar-Papier-Schnipsel? Welche Staaten werden das Angebot Chinas ablehnen und sich der Annahme einer schuldenfreien Währung wie Gold verweigern?
-
Die chinesische Regierung empfiehlt ihren Bürgern seit mehr als 10 Jahren den Kauf von physischem Gold und Silber als Wertaufbewahrungsmittel. Nun wird das Bild immer klarer: Die Chinesen arbeiten offenbar Schritt für Schritt an einer goldgedeckten Währung.
-
Im Jahr 2016 starteten die Chinesen in Shanghai ihre Edelmetallbörse, die sehr bald den beiden etablierten Börsen in London und New York den Rang ablaufen wird. China führte einen völlig neuen Standard für Gold ein: Der bisherige Reinheitsgehalt der Gold-Barren wurde von 995 auf 999 erhöht, die amerikanischen 400-Unzen-Barren (12,4 Kilo) werden alle in 1 Kilo-Barren umgeschmolzen und die Preisnotierung erfolgt nicht mehr per Unze, sondern in Gramm. Zusätzlich findet die Preisnotierung nicht mehr in US-Dollar, sondern in Yuan statt! Es drängt sich eine, in diesem Fall, sehr wichtige Frage auf: Warum betreiben die Chinesen diesen immensen Aufwand?
-
Wenn China anbietet: „Yuan oder Gold?“, dann ist das nichts anderes als ein neuer Gold-Standard. Nixon hatte 1971 das Goldfenster geschlossen. Die Chinesen haben es jetzt wieder geöffnet!
- Die Notenbanken sind seit dem Jahr 2009 jährlich wieder Goldkäufer.
- China hat seinen Bürgern versprochen, dass die Regierung den vorhandenen Goldschatz nicht zur Bezahlung von Rohstoffen einsetzen wird. Gold, das zur Zahlung von Rohstoffen benötigt wird, wollen die Chinesen auf dem Weltmarkt hinzukaufen.Was wird dieser wahrscheinlich entstehende Nachfrageschub für die künftige Entwicklung des Gold-Preises bedeuten? Er kann eigentlich nur steigen! Die Preis-Drückung durch amerikanische Großbanken nehmen die Chinesen dankbar an. Kurz über lang wird es in der Preisfindung eine dramatische Wende geben. Silber wird sicherlich von seinem großen Bruder, dem Gold, im Schlepptau mitgerissen werden und noch stärker im Wert zulegen. Das Gold-Silber-Verhältnis liegt derzeit bei 78! Wenn es sich wieder auf 35 zurückgebildet haben wird, wie zuletzt in 2011, wird Silber doppelt so stark gestiegen sein, wie Gold.
-
Bloomberg Intelligence hat ein Szenario für China durchgerechnet und ist zu dem Schluss gekommen, dass China einen Goldstandard einführen könnte – dabei müsste der Goldpreis dann bei umgerechnet 64.000 USD pro Unze stehen.
Im Einzelnen:
Die Vormachtstellung des US-Dollars unter den Währungen dieser Welt, die er seit 1944 inne hat, scheint sich dem Ende zuzuneigen. Offensichtlich verliert der US-Dollar gerade seinen Status als Weltleitwährung.
Nebenstehend die Entwicklung der US-Schulden seit 1917. Sie wachsen seit Jahrzehnten fast stetig im Durchschnitt von 8,6 Prozent pro Jahr.
Das bedeutet: Die US-Schulden ver-doppeln sich alle 8,5 Jahre – völlig egal wer Präsident war oder ist. Der Fehler (oder besser: die Absicht) liegt im System.
Aktuell belaufen sich die offiziellen Schulden der USA auf rund 21 Billionen Dollar. Man muss kein Prophet sein, um heute schon sagen zu können, wie sich der US-Schuldenstand in den nächsten Jahren in etwa entwickeln wird:
2026: 42 Billionen Dollar
2035: 84 Billionen Dollar
2043: 168 Billionen Dollar
Bitte beachten Sie: Obige Grafik enthält amerikanische Zahlen. Die Amis sagen zu einer Milliarde: „1 Billion“! Somit sind die genannten „3 Billion“ nach deutscher Zählweise 3 Milliarden USD usw.
In Anbetracht dieser permanenten Aufschuldung, kann der US-Dollar unter mittelfristigen Gesichtspunkten keine vertrauenswürdige Währung sein. Seit 1917 hat er circa 98 Prozent seiner Kaufkraft verloren! Das ist kein Wunder: Schulden und Geldmenge wachsen seit vielen Jahren im Gleichschritt mit über 8 Prozent pro Jahr und das langjährige durchschnittliche US-Wirtschaftswachstum liegt dagegen im Band von nur einem bis drei Prozent p.a.
Wenn die Geldmenge permanent stärker als die Gütermenge wächst, führt das zu einem ständigen Kaufkraftverlust.
Im heutigen Finanzsystem, steht der US-Dollar im Mittelpunkt. Er gilt als Weltleitwährung und ist die wichtigste Reservewährung der Notenbanken. Man kann den aktuellen „Dollarstandard“ auch mit dem Begriff „Petrodollar“ beschrieben. Dieses System basiert auf einem informellen Deal, den die USA Anfang der 1970er-Jahre mit Saudi-Arabien geschlossen haben.
Das Ergebnis dieses Deals: Öl, und in weiterer Konsequenz alle anderen wichtigen Rohstoffe, werden in US-Dollar gehandelt – und zwar nur in US-Dollar. Diese „Petrodollars“ werden dann von den Ölpro-duzenten in US-Staatsanleihen investiert.
Dieser Dollarkreislauf hat es den USA ermöglicht, einen Schuldenberg von fast 21 Billionen USD aufzubauen – ohne sich Sorgen um die eigene finanzielle Stabilität zu machen. Zumindest bis jetzt. Dieses System war für die USA über Jahrzehnte äußerst angenehmen: Mit selbst gedrucktem Geld konnten sie die Rohstoffe dieser Welt kaufen und die Verkäufer der Rohstoffe legten diese Dollars zu einem großen Teil in US-Staatsanleihen an. Die Rohstoff-Verkäufer und auch China als Lieferant von Fertigprodukten, gaben ihrem größten Kunden, den USA, somit permanent neue Kredite.
Nachstehend, Chinas Bestand an US-Staatsanleihen. Wie auf dem Bild gut erkennbar ist, stellten die Chinesen im Jahr 2011 die weitere Finanzierung der USA ein. Von 2000 bis 2011 nahm Chinas Bestand an US-Staatsanleihen Jahr für Jahr zu. Im Jahr 2011 sagten sich die Chinesen: Genug ist genug!
China ist der größte Gläubiger der USA mit einem Schuldschein-Volumen in Höhe von 1,2 Billionen Dollar. Dadurch sind beide Staaten in hohem Maße von einander abhängig. Bereits im Jahr 2011 hat China aufgehört, die USA mit weiteren Krediten zu finanzieren.
Zum einen zahlten die USA auf ihre Staatsanleihen kaum Zinsen und zum anderen hatten sich die Chinesen entschlossen, mit ihren Dollar-Überschüssen Rohstoffe und andere Vermögenswerte zu kaufen.
Des Weiteren hat ein Gläubiger ein großes Risiko, wenn er einen Großteil seiner Forderungen hauptsächlich bei einem Schuldner bündelt. Dieses Klumpenrisiko scheuen offensichtlich einige Staaten, die über viele Jahre ihre Dollar-Überschüsse in US-Staatsanleihen investierten, aber in den Jahren 2011 bis 2014 damit aufgehört hatten. Hierzu gehört neben China vor allem auch Saudi-Arabien.
Die USA hatten über Jahrzehnte nicht nur die oben genannten Vorteile, mit selbst gedrucktem Geld die Rohstoffe dieser Welt kaufen zu können, sondern die Spielregeln des bestehenden Finanzsystems sehen vor, dass die USA ihre eigenen Schulden auch nach Belieben selbst entwerten können. Von dieser Möglichkeit machten und machen die USA reichlich Gebrauch. Mit über acht Prozent wird die US-Geldmenge pro Jahr im Durchschnitt erweitert und dadurch der Wert des Dollars verwässert.
Da der Dollar die dominante Währung im Weltwährungssystem ist, sind die Auslandsverbindlichkeiten der USA überwiegend in Dollar notiert. Verfolgen die USA eine expansive Geldpolitik, in dem die Geldmenge stark ausgeweitet wird, verliert der Dollar an Wert und dadurch sinkt der reale Wert der Auslandsverschuldung. Die Staaten, die Forderungen gegenüber den USA haben, realisieren in ihrer Währung gerechnet, Verluste.
Nach der letzten Finanzkrise, hatten die Amerikaner von 2009 bis 2012 ihre Notenpresse angeworfen und die Geldmenge massiv ausgeweitet. Scheinbar hat das die jahrelang treuen Käufer von US-Staatsanleihen zum Umdenken gebracht. Zumindest lässt sich heute feststellen, dass in diesem Zeitraum mehrere Staaten die regelmäßigen Käufe von US-Staatsanleihen eingestellt haben.
Solange alle Rohstoffe in US-Dollar gehandelt wurden, hatten die Staaten dieser Welt immer einen hohen Bedarf an US-Dollar. Dieser fällt zusehends weg, da immer mehr Staaten dazu übergehen, Rohstoffe nicht mehr in Dollar zu handeln. Hierzu später mehr.
Wenn für den Kauf von Rohstoffen keine Dollar mehr gebraucht werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Dollar seine dominante Stellung als Weltreservewährung verlieren wird. Sicherlich mit weitreichenden politischen und wirtschaftlichen Folgen.
Da dieses Finanzsystem den USA solch immens großen Vorteile gegenüber allen anderen Staaten einräumt, ist es kein Wunder, dass die USA in den vergangenen Jahrzehnten mit all ihrer militärischen Macht gegen die vorgegangen ist, die diese Vorteile beschneiden wollten.
Unter der jetzigen US-Regierung scheint das anders zu sein. Seit vielen Monaten handeln mehrere Staaten Öl, Gold und andere Rohstoffe nicht mehr in US-Dollar und es gibt keinerlei militärisches Eingreifen. Das galt in den letzten Jahrzehnten als undenkbar. Falls das so bleibt, erleben wir gerade einen Paradigmenwechsel.
Die heute lebenden Generationen kennen nur die Situation, dass der US-Dollar die Weltleitwährung ist. Um so schwerer ist es, sich vorzustellen, dass es in wenigen Jahren völlig anders sein könnte. Wie es derzeit aussieht, werden wir schon in wenigen Jahren eine völlig andere Währungsarchitektur vorfinden, in der der US-Dollar von einer anderen Währung als Weltleitwährung verdrängt wurde.
In 2012 hat Michael Cembalest eine Grafik erstellt, die seitdem oft verwendet und auch kopiert wurde.
Sie zeigt die Phasen dominierender Weltwährungen, zurück bis ins 15. Jahrhundert.
Die Liste lautet:
Portugal,
Spanien,
Niederlande,
Frankreich,
Großbritannien,
USA.
Die Frage nach dem Anfang oder dem Ende einer Weltreservewährung ist keine exakte Wissenschaft. Es gibt dazu keine Pressekonferenzen und in der Regel auch keine aufwendigen internationalen Konferenzen, an deren Ende Verträge unterschrieben und Fotos gemacht werden. Alles, was man zur Beurteilung hat, sind historische Fakten einerseits, sowie politische und ökonomische Indizien andererseits.
Zum Vergleich mit der Gegenwart können wir heute nur die Phasen der Dominanz des Britischen Pfunds und des Dollars heranziehen, weil die Welt vor dem 18. Jahrhundert mit der Welt des 21. Jahrhunderts nicht zu vergleichen ist. Es lassen sich aber drei grundsätzliche Schlüsse aus dieser obigen Grafik ableiten bzw. erkennen:
- Die Leitwährung einer Epoche stammte immer aus dem wirtschaftlich dominanten Land dieser Epoche.
- Gold und Silber haben bisher bei jedem Wechsel von einer zur anderen Weltwährung eine entscheidende Rolle gespielt. Grob gesagt, zeichnen sich diese Umstellungsphasen dadurch aus, dass die Sachwerte (Edelmetalle, Anteile an Unternehmen) gegenüber Währungen und Anleihen neu bewertet werden.
- Jede Weltreservewährung hat eine bestimmte „Lebenszeit“. Irgendwann wird jede Währung ersetzt, sicherlich auch der, vor allem seit den 1970-Jahren scheinbar allmächtige US-Dollar. Die Frage ist nur, wann und durch welche andere Währung?
China unternimmt nicht nur erhebliche Anstrengungen, seinen Yuan als neue Weltleitwährung zu etablieren, sondern hat sich über zwei Jahrzehnte eine entsprechende Machtposition aufgebaut, um dieses Vorhaben nun Schritt für Schritt realisieren zu können.
Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe!
Wichtige Frage:
Welche Währung werden die Rohstoffe exportierenden Staaten zukünftig lieber annehmen?
Einen „aus dem Nichts“ erzeugten US-Dollar oder eine Währung, die in Gold eintauschbar ist?
Damit sich Anleger mit echten physischen Edelmetalen eindecken können, gibt es das Produkt „Strategic Eternal Value“!