Ist die Finanzkrise überwunden, oder stecken wir noch mittendrin?

Die Finanzkrise feiert einen runden Geburtstag. Vor 10 Jahren war es, als im Sommer 2007 hierzulande mit Bekanntwerden der Schieflage der IKB, die Finanzkrise eingeläutet wurde.

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Man wusste damals zwar noch nicht, was da alles kommen würde, aber die Schwierigkeiten des vermeintlich soliden Mittelstands-Finanzierers waren die Schatten, welche die 2008 um sich greifende Finanzkrise voraus warf.

Beschleunigt durch die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers verbreitete sich dann die Krise in Windeseile und ließ in Deutschland die WestLB sowie die Hypo Real Estate verschwinden. Die damals ebenso insolvente Commerzbank wurde vom Staat gerettet und anderen notleidenden deutschen Banken hatte der neugegründete Banken-Rettungsfonds SoFFin geholfen. 

2008 war das Schuldgeld-System beinahe am Ende

2008 sah es so aus, als ob das Schuldengebäude zusammenbricht. Der Rückgang der Immobilienpreise brachte viele Banken sehr rasch in Nöte. Sie waren zu großzügig bei Kreditvergaben. Dann erlitten sie erste Verluste, die Sicherheiten (Immobilien/Aktien) fielen im Wert und die Banken hielten sich mit neuen Krediten zurück.

In der Folge kamen die Immobilienpreise stärker unter Druck und immer mehr Kredite waren nicht mehr ausreichend besichert. Erste Notverkäufe setzten ein und es begann eine Abwärtsspirale, die drohte das ganze Finanz- und Bankensystem in den Abgrund zu ziehen.

Den Notenbanken gelang es erneut, durch nochmals billigeres Geld und den direkten Aufkauf von mehr oder weniger werthaltigen Schuldscheinen, das System zu stabilisieren. Die Staaten sprangen ein, starteten Konjunkturprogramme und ließen es zu, dass die Defizite größer wurden. In der Folge wuchs die Verschuldung überall weiter, entgegen vielen offiziellen Verlautbarungen.

Die Gesamtverschuldung in fast allen Ländern liegt heute deutlich über dem Niveau von 2008.

  1. Politiker, Notenbanker und Medien tun so, als sei die Finanzkrise überwunden 

Zehn Jahre nach Beginn der Finanzkrise klopfen sich Notenbanker und Politiker für die angeblich gelungene Bewältigung der Krise und die Erholung der Wirtschaft auf die Schultern. Dabei zeigt eine nüchterne Betrachtung, dass sie das zu Unrecht tun.

Richtig ist, dass die Notenbanken in der akuten Phase der Krise mit ihren Maßnahmen eine mögliche deflationäre Depression verhindert haben. Ebenso richtig ist jedoch, dass wir ohne die Politik der Notenbanken gar nicht in diese Lage gekommen wären und sie durch die Fortsetzung ihrer Politik die Grundlage für ein Vergrößerung der Krise gelegt haben. Die Krise, die vor 10 Jahren begann, ist noch nicht bewältigt. Stattdessen wurde auf Zeit gespielt, ohne die Krisenursachen zu bereinigen.

Das seit 2008 laufende Geldexperiment der Notenbanken, ein Überschuldungsproblem mit der Steigerung seiner Ursache, den Schulden, lösen zu wollen, wird am Ende nicht funktionieren.

  1. Aktuelle Situation: 

2.1 Schulden auf Rekordhoch 

Eine zu hohe Verschuldung ist eine Gefahr für die Stabilität des Finanz-Systems. Das wurde vielen Menschen im Jahr 2008 mit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers bewusst.

globale Verschuldung

Die globale Verschuldung hat sich seit der Jahrtausendwende bis heute von 87 Billionen Dollar auf 217 Billionen Dollar erhöht. 

Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey betrug die globale Verschuldung im Jahr 2014: 199 Billionen Dollar. 

Im Jahr 2007 waren es noch 142 Billionen Dollar, im Jahr 2000 lag die Summe bei 87 Billionen Dollar. In den letzten drei Jahren stieg die globale Verschuldung von 199 auf 217 Billionen Dollar.

                    Jahr    2000            2007              2014

Aus diesem Grund wollten Regierungen und Notenbanken einen Abbau der Verschuldung erreichen, so die damaligen Verlautbarungen. Tatsächlich sind natürlich die Schulden weltweit dramatisch weiter  gestiegen und sie werden immer weiter steigen müssen. Das liegt in der Natur eines Schuldgeld-Systems.

Die Welt hat ein gewaltiges Verschuldungsproblem

Die Schulden von Staaten, Unternehmen und Privathaushalten sind in den letzten Jahren geradezu explodiert. Faktisch hat die ganze Welt ein gewaltiges Schuldenproblem. Denn die Schulden wachsen deutlich schneller als die globale Wirtschaftsleistung. Nur weil die Zinsen so niedrig sind, hat das noch nicht zum großen Kollaps geführt.

reale Verschuldung

Wie in nebenstehender Grafik zu erkennen,  stieg in den letzten Jahren nicht nur die nominelle globale Verschuldung, sondern auch die relative Verschuldung in Bezug auf die globale Wirtschaftsleistung. 

Entwicklung der Verschuldungsquoten: 

2002: 246 Prozent 

2007: 276 Prozent 

2012: 305 Prozent 

2017: 327 Prozent

 

 

 

Heute, im Jahr 2017, liegen wir bei einer globalen Verschuldung von 217 Billionen Dollar, was 327 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ausmacht.

Dass der Schuldenberg nicht noch stärker angewachsen ist, liegt vor allem daran, dass die Zinsen quasi abgeschafft wurden. Aber auch  Kreditausfälle, die von Banken mangels Kundenzahlung abgeschrieben wurden, sind im heutigen Schuldenberg natürlich nicht mehr enthalten.

2.2 Zinsen auf Rekordtief

Folgendes Bild zeigt die bereits seit 1982 fallende Verzinsung der deutschen Bundesanleihen (blaue Linie) und das permanente Anwachsen der deutschen Staatsverschuldung (rote Linie). Für alle anderen Industrieländer verlaufen diese Kurven ähnlich.

Rendite Staatsanleihen

Getrieben von immer tieferen Zinsen, verschulden wir uns immer mehr.

Weil wir uns immer höher verschuldet haben, mussten die Zinsen immer niedriger werden

 

 

 

 

 

 

2.3 Das System ist völlig krank

Je höher die Schulden, desto niedriger die Zinsen, so die unvermeidliche Notwendigkeit. Von einer Normalisierung sind wir sehr weit entfernt.

Rendite Staatsanleihen Italien

 

 

Wir leben mittlerweile in einer Welt, in der die Staaten die potenzielle Belastung durch die hohe Verschuldung nicht mehr spüren. 

Der Zins ist normalerweise der Preis für das Risiko. Überschuldete Kreditnehmer zahlten früher sehr hohe Zinsen auf ihre Schulden, falls sie denn überhaupt einen Kredit bekamen. 

Pleitestaaten wie Italien verschulden sich derzeit dank EZB für rund 2 %. Anfang der 90er Jahre, als Italien nur ein Viertel seiner heutigen Schulden hatte, zahlte das Stiefelland 16 Prozent Zinsen.

2.4 Jede vierte Bank in Europa kämpft ums Überleben

Einer aktuellen Studie  der internationalen Managementberatung Bain zufolge, befinden sich 28 Prozent der europäischen Kreditinstitute in einem sehr kritischen Zustand. EU-weit sitzen Banken auf faulen Krediten im Volumen von über einer Billion Euro – vor allem in Südeuropa. In Italien etwa müssen die Banken um jeden sechsten verliehenen Euro bangen. Das ist eine große Belastung für die Banken und deshalb sind sie zurückhaltend bei der Kreditvergabe.

  1. Um die heutige Situation verstehen zu können, muss man wissen, wie „unser“ ungedecktes Schuldgeld-System funktioniert 

3.1 Geld entsteht durch Kredit 

Geld kann unbegrenzt vom Bankensystem geschaffen werden und jeder Geldschaffung liegt eine Kreditgewährung zugrunde. Geld ist letztlich nichts anderes als Kredit.

3.2 Durch Kredittilgung verringert sich die Geldmenge 

Wer bei einer Bank einen Kredit aufnimmt, erhält vollkommen neues Geld, das es bisher nicht gab. Die Bank hat das Recht, per Buchungssatz, Geld aus dem Nichts zu erzeugen. Da sich durch eine Kreditgewährung die Geldmenge erhöht, verringert sie sich folglich wieder bei Kredittilgung und auch bei Zahlungsausfall.

3.3  Per Saldo darf es in „unserem“ Schuldgeld-System keine Tilgung geben

Wenn Deutschland ein paar Milliarden Euro von seiner Staatsschuld zurückzahlen würde, nähme die Geldmenge um diesen Betrag ab und wir hätten eine Deflation (Verringerung der Geldmenge).

Kredittilgungen und Zahlungsausfälle verringern die Geldmenge und das macht es für Schuldner schwieriger, regelmäßig das Geld für die Kreditkosten auftreiben zu können. Viele Kredite können in deflationären Zeiten nicht ordentlich mit Zins und Tilgung bezahlt werden. Nicht nur die Schuldner haben dann ein Problem, sondern auch die Banken, weil sie massenweise Zahlungsausfälle hinnehmen müssen.

Wenn die Summe der Kreditausfälle das üblicherweise geringe Eigenkapital einer Bank übersteigt, ist diese insolvent. Mehr als 500 US-Banken ereilte während der Krisenzeit 2008 bis 2012 dieses Schicksal. Auch in Deutschland mussten Banken schließen und sogar die große Commerzbank wäre pleite gewesen, wenn sie der Staat nicht vor dem Untergang gerettet hätte, obwohl auch dieser mit über 2.000 Milliarden Euro verschuldet ist.

3.4 Das System kann nur am Leben bleiben, wenn ständig neue Kredite vergeben werden

Die Geldmenge darf im Schuldgeld-System nicht abnehmen, sondern sie muss ständig wachsen, sonst bricht das System zusammen. Damit die Geldmenge wachsen kann, müssen Kredite vergeben werden. Die niedrigen Zinsen sollen einen Anreiz schaffen, sich stärker zu verschulden. Ergebnis: Das System braucht ständig steigende Schulden. Deshalb kann und wird auch Deutschland niemals seine Schulden per Saldo zurückführen. Werden Bundesanleihen zurückgezahlt, dann werden sofort neue Bundesanleihen verkauft. Es findet somit nur ein Gläubigerwechsel statt.

3.5 Die Notenbanken versuchen, den Kollaps zu vermeiden      

Nur das billige Geld, das die Notenpressen auf Hochtouren drucken, hält unser Banksystem noch am Leben. Die Zentralbanken haben den Finanzmarktakteuren quasi in Aussicht gestellt, dass bei Bedarf die elektronische Notenpresse angeworfen wird, um strauchelnde Schuldner vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Mit dem größtem Selbstverständnis läuft mittlerweile die  Staats- als auch  Unter-nehmensfinanzierung  durch die Druckerpresse.

Die Zinsen mussten auf annähernd null Prozent herunter manipuliert werden, um die jenseits aller Vorstellungen, mit rund 217 Billionen Dollar, höchste Verschuldung in der Menschheitsgeschichte „finanzierbar“ erscheinen zu lassen.

3.6 Zinsen müssen niedrig bleiben

Dass die Zentralbanken für Verschuldungsaufbau sorgen und einem Verschuldungsabbau entgegenwirken hat einen Grund: Versiegt der Kreditstrom, gerät die aufgetürmte Schuldenpyramide ins Wanken, stürzt womöglich in sich zusammen und reißt die Volkswirtschaften mit sich in den Abgrund.

Um das zu verhindern, haben sie die Zinsen so stark wie nie zuvor gesenkt und müssen diese auch weiterhin niedrig halten. Das ist die unangenehme Wahrheit über die Funktionsweise des internationalen ungedeckten Geldsystems: Sparer können auch zukünftig keinen Guthabenzins erwarten.

3.7 Die Zinsen können nicht mehr erhöht werden

Wie erklärt sich dann aber, dass die großen Zentralbanken wieder zur „Normalität“ zurückzukehren wollen? Angeblich will ja die amerikanische Zentralbank (Fed) den Leitzins weiter anheben, und auch die EZB signalisiert eifrig, sie werde über kurz oder lang auf die geldpolitische Bremse treten.

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es über kosmetische Zinsanhebungen nicht hinausgehen wird. Denn in letzter Konsequenz wird sich wohl niemand finden, der bereit ist, die Verantwortung für die ökonomischen und politischen Konsequenzen zu übernehmen, die ein „Normalisieren“ der Zinsen nach sich ziehen würde. Wir haben mittlerweile zu hohe Schulden im System. Bei einem Zinsanstieg, würde die Realwirtschaft in die Knie gehen.

3.8 Viele Banken können bei null Prozent Zins nicht überleben. Sie brauchen einen Zins.

Die Euro-Banken brauchen ein Umfeld höherer Zinsen, beziehungsweise sie brauchen einen größeren Abstand zwischen Lang- und Kurzfrist-Zins, damit sie profitabel operieren können. Banken vergeben langfristige Kredite und refinanzieren sich dafür mit kurzlaufenden Krediten. Dadurch erzielen sie neben der Kreditprämie, einen zusätzlichen Gewinn aus der „Fristen-Transformation“. Bei null Prozent Zins, funktioniert das Geschäftsmodell der „normalen“ Banken nicht mehr.

3.9 Überschuldete Staaten brauchen dagegen einen sehr niedrigen Zins

Die Schuldenquoten von Italien liegen derzeit bei 133 % des BIPs, die von Portugal bei 130 %, Spanien und Frankreich bei knapp 100 %. Versprochen wurde uns vor der Euro-Einführung eine  „Maastricht-Obergrenze“ von höchstens 60 %! Erinnern Sie sich noch?

Von der ultralockeren Geldpolitik der EZB profitieren vor allem die vereinigten Schuldner-Staaten von Europa. Seit 2008 haben sie laut Bundesbank ungefähr eine Billion Euro an Zinsausgaben gespart.

Ob vor diesem Hintergrund EZB-Präsident Draghi, der an den Märkten als Schutzpatron Italiens gilt, tatsächlich den Ausstieg des milliardenschweren Anleihen-Ankauf-Programms der EZB vorbereitet, muss sich erst noch zeigen. Schließlich ist die EZB der einzige große Player, der derzeit italienische Schuldscheine aufkauft. Wäre dies nicht mehr der Fall, würden die Zinsen für italienische Schulden in die Höhe schnellen. Dies würde das System wegen der hohen Staatsverschuldung Italiens, der schwächelnden Wirtschaft und einem Berg fauler Bankkredite noch mehr ins Wanken bringen, als es ohnehin schon der Fall ist. Daher profitiert Italien ganz besonders von Draghis Niedrigzins-Politik.

Den Preis zahlen deutsche Sparer: Sie erhalten auf ihr Vermögen keine Zinsen mehr. Als noch vieles normal in Deutschland war, bekam man auf ein Vermögen von 100.000 DM rund 8.000 DM Zinsen pro Jahr.

  1. Ausblick:

Die globale Verschuldung liegt derzeit bei 217 Billionen Dollar. Dies entspricht 327 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Wenn wir die in Punkt 2.1 aufgezeigte Vergangenheitsentwicklung der letzten zehn Jahre, auf die nächsten zehn Jahre hochrechnen, würde die globale Verschuldung in 10 Jahren bei rund 316 Billionen Dollar und die Verschuldungsquote bei ungefähr 387 Prozent liegen.

Würde die durchschnittliche Schuldverzinsung dann auch nur bei fünf Prozent im Jahr liegen, müsste rund ein Fünftel der globalen Wirtschaftsleistung für die Zahlung der Zinsen aufgewendet werden. Zum Vergleich das Jahr 2002: Bei durchschnittlich rund fünf Prozent Zins auf den Schuldenstand, hätte der Zins damals „nur“ rund ein Achtel des Weltsozialprodukts ausgemacht.

Wie man also ganz deutlich erkennt, kann sich die Welt höhere Zinssätze nicht mehr leisten, ohne einen Kollaps des Schuldensystems herauszufordern.  Mit etwas gesundem Menschenverstand wäre es so leicht zu erkennen: Das Ganze kann einfach nicht gutgehen.

Alternative: Führen die Notenbanken ihre bisherige sehr lockere Geldpolitik fort, wird das zwangsläufig zu Spekulationsblasen an den Vermögensmärkten führen. Auch das wäre für das System sehr gefährlich. 

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