EZB hielt Institute mit Notfallkrediten über Wasser
Seit Anfang 2015 hatten die griechischen Banken mehr als ein Viertel ihrer Einlagen verloren, und zuletzt spitzte sich die Entwicklung dramatisch zu. Mit Kapitalverkehrskontrollen sollte die griechische Regierung sowohl die Überweisungen ins Ausland als auch Bargeld-Abhebungen begrenzen.
Doch in Athen wollte man davon über Monate nichts wissen. Wirklich nötig war es auch nicht. Denn das Geld, das die Kunden bei den griechischen Banken abhoben, wurde jeweils postwendend von der EZB ersetzt. Sie hielt die griechischen Banken mit immer höheren Notfallkrediten über Wasser. Auf rund 91 Milliarden Euro summieren sich diese inzwischen.
Solange die EZB das abfließende Geld stets ersetzte, hatte die Regierung keinen Anreiz, den Einlagenabflüssen entgegenzutreten, denn sie tat ihrem Volk sogar etwas Gutes damit, die Sache einfach immer weiter laufen zu lassen!
Bankkunden wurde das Risiko abgenommen
„Mit den ELA-Notkrediten finanziert das Euro-System die Kapitalflucht aus Griechenland“, war immer wieder zu hören. Das stimmt zwar, aber aus Sicht der griechischen Regierung ergibt sich eine andere Perspektive: Die EZB ermöglichte es den griechischen Bankkunden, Ersparnisse in Sicherheit zu bringen! Weg von den Konten der Banken, die mehr oder weniger nahe am Rande einer Pleite stehen – ab ins sichere Ausland oder in Form von Banknoten unters Kopfkissen.
Während die griechischen Banken so den Privatleuten und Unternehmen in Griechenland immer weniger Geld schulden, wurde die griechische Notenbank zu einem immer größeren Gläubiger der Kreditinstitute – das Risiko wurde also den Bankkunden abgenommen und der Zentralbank aufgebürdet. Formal gesehen haftet zwar nicht die EZB für diese Notkredite, sondern allein die Zentralbank Griechenlands. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Bank of Greece beschaffte sich das nötige Geld bilanztechnisch dadurch, dass sie ihr Konto bei der EZB immer weiter überzog. Ihre Verbindlichkeiten – bekannt als Target-Saldo – belaufen sich inzwischen auf mehr als 100 Milliarden Euro.
Falls Griechenland aus dem Euro-System ausscheiden würde, wäre dieses Geld für die EZB und die hinter ihr stehenden Staaten verloren. Den griechischen Bankkunden bliebe dagegen ihr Euro-Bargeld und ihre Guthaben bei ausländischen Banken erhalten. Die Kapitalflucht hätte sich für sie ausgezahlt. Das zeigt, warum die Regierung in Athen kein Interesse an Kapitalverkehrskontrollen haben konnte. Sie hätten das Wirtschaftsleben behindert und obendrein die griechischen Bankkunden daran gehindert, sich für eine drohende Staatspleite und einen Neustart zu wappnen.
Die enormen Geldabflüsse von den Banken von zuletzt rund 1 Milliarde Euro pro Tag, wurden von der EZB dadurch beendet, dass sie die ELA-Kredite nicht mehr mit frischem Zentralbankgeld erhöhte. Dadurch wurde die Kontenräumung der Bankkunden zu einer Existenzbedrohung für Griechenlands Banken. Der Regierung blieb keine andere Wahl: Sie musste das Schließen der Banken und Kapitalverkehrskontrollen anordnen. Diese sollen helfen, die Banken fürs erste zu stabilisieren. Gelöst sind deren Probleme damit keineswegs – sollte der Staat in die Pleite rutschen, wären auch die Banken insolvent.
Die aktuelle Situation in Griechenland
Die Not ist groß, über 20.000 Menschen sind in Athen obdachlos und leben auf der Straße. Es gibt Massenarbeitslosigkeit, 3,5 Millionen Griechen haben keine Krankenversicherung mehr und viele müssen sich über die große Anzahl an Suppenküchen ihre tägliche Mahlzeit beschaffen. Dieses Elend, das die griechische Bevölkerung erleiden muss, hat nicht die jetzige Regierung zu verantworten, wie deutsche Medien immer wieder versuchen zu suggerieren, sondern es ist neben der Verschuldung und Reformunfähigkeit der vorherigen Regierungen vor allem eine zwangsläufige Folge des bestehenden Geldsystems seit 1971, das unter allen Umständen Wachstum erzeugen muss, um nicht zu kollabieren.
Circa 20.000 Obdachlose leben derzeit auf den Straßen Athens. Ob das den EU-Technokraten bekannt ist?
Nach dem Referendum 2015 wurde nach Lage der Dinge kein wesentliches Problem gelöst. Denn diese liegen sehr viel tiefer: Sie sind in den zentralen Mechanismen unseres Geldsystems begründet.
Um das zu verdeutlichen: Aus 1.000 Euro an „echtem Geld“ machen die Banken im bestehenden Geldssystem ungefähr 100.000 Euro an ungedecktem Schuldgeld. 99 Prozent dieser Summe, also 99.0000 Euro bestehen sozusagen aus „heißer Luft“ – doch für diese Geldschöpfung aus dem Nichts verlangen die Banken neben Zinsen noch einiges mehr.
Zusätzlich lassen sie sich nämlich ihre „Großzügigkeit“ mit der Übertragung von Sachwerten versüßen. Aus diesem Grund verlangt die EU jetzt, dass die Griechen für den Schuldendienst ihr Tafelsilber veräußern. „Privatisierungen“ heißt das heute, was nichts anderes meint, als dass ein Volk, in diesem Fall die Griechen, zur Bedienung ihrer Schuldzinsen das Volksvermögen veräußern soll.
Heute sind es die Griechen, die vor dieser Entscheidung stehen – doch weil der Wachstumszwang dieses Geldsystems unerbittlich ist, wird es morgen Italiener, Spanier und Franzosen treffen. Denn die Mechanismen der immer weiter anwachsenden Verschuldung sind neben der Geldentstehung das eigentliche Problem unseres Finanzsystems:
Heute reicht das Wirtschaftswachstum nicht mehr aus, um die fälligen Zinsen, die durch den Zinseszinseffekt exponentiell ansteigen, ausgleichen zu können. Aus diesem Grund müssen neue Kredite aufgenommen werden, damit genug Geld für die Zinslasten zur Verfügung steht. Das Geldsystem hat sich nach 1971 in ein Schneeballsystem verwandelt, das nur noch so lange überleben kann, wie kreditwürdige Schuldner existieren. Deshalb wird alles andere, als eine tiefgreifende Reform unseres Geld-, Finanz- und Wirtschaftssystems uns immer neue Maßnahmen zur „Rettung“ der bestehenden Strukturen durch Enteignung aufzwingen.
Fazit:
Aus schuldenbehafteten Vermögenswerten wie Staatsanleihen, Renten- und Lebensversicherungen aus zusteigen und in schuldenfreie Vermögenswerte wie physische Edelmetalle umzusteigen, ist deshalb sehr sinnvoll.