Laut dem jüngst vom McKinsey Global Institute veröffentlichten Bericht mit dem Titel „Schulden und (wenig) Schuldenabbau“, ist die globale Gesamtverschuldung von 142 Billionen Dollar zwischen 2007 und heute auf 199 Billionen Dollar angewachsen.
Das ist der größte Schuldenberg in der Geschichte der Menschheit, und diese Zahlen bedeuten, dass wir uns heute in einer erheblich schlechteren Lage wiederfinden als vor dem Ausbruch der Finanzkrise in 2007.
Schulden aller Industrieländer sind gestiegen
Die USA hat in den letzten Jahren ihren Schuldenstand verdoppelt! Vor Beginn der letzten Rezession belief sich die US-Staatsverschuldung auf rund 9 Billionen Dollar. Heute ist bereits die Marke von 18 Billionen Dollar weit überschritten.
In dem Bericht des McKinsey Global Institute heißt es:
„Acht Jahre nach dem Platzen der globalen Kreditblase, das zur schlimmsten Finanz-krise seit der Großen Depression führte, wachsen sie Schulden weiter. Fakt ist, dass die Verschuldung nicht etwa reduziert wurde, also Schuldenabbau stattfand, sondern alle großen Wirtschaften heute im Vergleich zu ihrem BIP sogar noch höhere Schuldenniveaus aufweisen als 2007.
Die weltweite Verschuldung ist seit diesen Jahren um 57 Billionen Dollar gestiegen, wodurch das Schulden/BIP-Verhältnis um 17 % zulegte. Das sind neue Risiken für die Finanzstabilität und es könnte das weltweite Wirtschaftswachstum untergraben.“
Besonders überraschend ist die Tatsache, dass China das Land mit dem stärksten Schuldenwachstum war. Während sich die US-Schulden verdoppelten, nahmen die Schulden Chinas in der gleichen Zeit um das Vierfache zu und sind von 7 Billionen Dollar in 2007 auf aktuell 28 Billionen Dollar angewachsen.
Mit einem Schulden/BIP-Verhältnis von 282 % entsprechen die Schulden Chinas dem 2,82-fachen der jährlichen Wirtschaftsleistung und sind damit im Verhältnis bereits höher als die Schulden der USA oder Deutschlands.
Niedrige Zinsen verursachen Preisblasen
Eine lockere Geldpolitik führt zu Blasen, also zu übertriebenen Preisen auf den Finanzmärkten. Die EZB hat seit Anfang 2008 die Euro-Zahlungsmittelmenge (die sogenannte Geldmen-ge M1, also Bargeld und kurzfristig verfügbare Bankguthaben) um 51 Prozent vergrößert – obwohl die Wirtschaftsleistung im Euro-Raum um 2 Prozent geschrumpft ist. Wo fließt dieses viele Geld hin?
Drei Beispiele: Von Anfang 2008 bis heute sind die Häuserpreise in Deutschland um 28 Prozent, der deutsche Aktienmarkt um mehr als 48 Prozent und die Preise für zehnjährige deutsche Staatsanleihen um 47 Prozent gestiegen. Es haben sich Blasen von nie dagewesenem Ausmaß an den Immobilienmärkten, am Aktienmarkt und vor allem am Anleihe-markt gebildet.
Risikoherd Staatsanleihen
Derzeit wächst eine gigantische Preisblase bei den Anleihen und somit auch die Gefahr, dass diese irgendwann platzen wird. Zum einen haben sich die Banken in den letzten Jahren mit Staatsanleihen vollgepumpt. Dafür brauchten sie kein Eigenkapital einsetzen. Banken erhielten von den Notenbanken Billigstkredite und kauften damit höherverzinste Staatsanleihen.
Jeder Staatsanleihe-Kauf war für die Bank ein sicherer Gewinn. Scheinbar risikolos erzielte sie eine positive Zinsdifferenz. Heute ist das schon schwieriger, da durch die gestiegenen Anleihekurse viele Staatsanleihen keine Rendite mehr abwerfen. Allerdings dürfen die Zinsen nicht steigen, sonst gibt es ein Fiasko! Erläuterung etwas weiter unten.
Die EZB sorgt für eine nie da gewesene Geldschwemme. Sie kauft Staatsanleihen im großen Stil und gibt dafür neue Euros aus. Seit März 2015 kauft sie direkt jeden Monat für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen.
In so einem Umfeld kommt es dann zu verrückten Entwicklungen. Hier ein Beispiel: Mexiko verschuldet sich in Euro auf 100 Jahre! Obwohl Mexiko normalerweise mit der Eurozone nichts zu tun hat, hat es bereits die zweite Euro-Anleihe in diesem Jahr aufgelegt. Nach einer 30-jährigen Anleihe verschuldet sich der Staat aus Mittelamerika nun in Euro auf 100 Jahre zu rund 4,5 Prozent. Das ist bereits die dritte 100-jährige Euro-Staatsanleihe Mexikos. Die Mexikaner freut es, weil durch die EZB-Staatsanleihenkäufe eine künstliche Nachfrage nach diesen Papieren geschaffen wird, für die am Ende die Steuerzahler Europas haften. Dieser Wahnsinn wird kein gutes Ende nehmen!
Die größte akute Gefahr für das globale Finanzsystem dürfte derzeit von dem am meisten aufgeblasenen Markt der Welt ausgehen – dem Anleihemarkt.
Blasenbildung bei Anleihen
Ende 2013 lag die weltweite Aktienmarktkapitalisierung bei rund 55 Billionen Dollar. Die ausstehenden weltweiten Anleihen – darunter auch Staatsschuldenpapiere, Anleihen von Finanzinstitutionen und normalen Unternehmen – sind in Summe etwa dreimal größer. Wir werden gerade Zeugen der größten Finanzblase aller Zeiten. Leider haben Blasen die Eigenheit, dass sie irgendwann platzen. Dann wird es ungemütlich.
Was sind Anleihen / Staatsanleihen?
Eine Anleihe ist eine Art Schuldschein. Der Käufer einer Anleihe leiht einem Unternehmen, einer Bank oder einem Staat Geld. Es wird der Zeitpunkt festgelegt, wann das Geld zurückgezahlt werden muss. Zudem erfolgt in der Regel eine jährliche Zinszahlung. Der Käufer der Anleihe muss diese aber nicht bis zur Fälligkeit behalten, sondern kann sie auch vorher z. B. an der Börse verkaufen.
Wie eine Anleihe funktioniert
Jede Anleihe hat neben dem Nominalzins bei einer festgelegten Laufzeit auch einen Kurswert. Das ist der aktuelle Preis einer Anleihe, wenn man sie an der Börse kauft oder verkauft.
Am Ende der Laufzeit wird eine Anleihe zum Kurs von 100 Prozent eingelöst. Während der Laufzeit wird sich dieser Kurs ständig, je nach Angebot und Nachfrage, verändern. Eine Anleihe, die zum Beispiel vor ein paar Jahren von Deutschland emittiert wurde, einen Nominalzins von 6 Prozent ausweist und in zehn Jahren fällig wird, hat heute einen Kurs von 151 Prozent. Das bedeutet, für den Kauf dieser Anleihe muss man heute 151 Euro bezahlen. Am Ende der Laufzeit, also in zehn Jahren, erhält man aber nur 100 Euro vom Schuldner der Anleihe zurück. Während der Restlaufzeit bekommt man jährlich 6 Euro Zinsen – der Zins beträgt ja 6 Prozent, bezogen auf den Nominalwert der Anleihe von 100 Prozent.
Der Käufer der Anleihe zahlt also heute 151 Euro und bekommt bei Fälligkeit in zehn Jahren nur 100 Euro zurück. Der Rückzahlungsverlust beträgt somit 51 Euro. Verteilt auf 10 Jahre sind dies 5,1 Prozent pro Jahr. Dem steht der Nominalzins von 6 Prozent gegenüber. Somit beläuft sich die Rendite pro Jahr nur auf 0,9 Prozent (6 Prozent Zinseinnahme minus 5,1 Pro-zent jährlicher Rückzahlungsverlust).
Zum Vergleich: Diese heutige Verzinsung von 0,9 Prozent ist durch den kleinen Anleihecrash (siehe Schaubild) bereits achtzehnmal höher als noch vor sieben Wochen. Damals belief sich die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen auf nur 0,05 Prozent pro Jahr.
Preisentwicklung des Bund-Future
Fortsetzung folgt!