IWF: Einem Drittel der europäischen Banken droht das Aus

dbankIn den letzten Wochen stand die Deutsche Bank ständig in den Schlagzeilen. Deutschlands größte Bank steckt in der tiefsten Krise ihrer Geschichte. An den Finanzmärkten wetten Investoren bereits auf eine Pleite des größten deutschen Geldhauses. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ und nachfolgend verschiedene andere Medien berichteten, die Bundesregierung würde sich bereits mit einem Notfallplan darauf vorbereiten, der Deutschen Bank helfen zu müssen. Aber nicht nur Deutschlands ehemalige Vorzeigebank steckt in immensen Schwierigkeiten:

In diesem Jahr haben europäische Großbanken bereits 280 Milliarden Euro an Wert verloren. Das ist eine dramatische Entwicklung! Sie signalisiert klar und deutlich, dass man als Gläubiger (Sparer) dieser Banken sehr aufmerksam sein sollte. Denn Kursverluste in diesen Größenordnungen implizieren nichts anderes, als den bevorstehenden Bankrott des gesamten Banken- und Finanzsystems. Wann es dazu kommt, kann man leider nicht abschätzen.

Der Aktienkurs ist meist ein guter Indikator dafür, wie es um ein Unternehmen bestellt ist. Geht die Kurve nach oben, heißt das, dass die Investoren guter Dinge sind. Sinkt der Kurs, nimmt das Vertrauen der Anleger in das Unternehmen ab.

Den beiden größten Banken Deutschlands traut demnach kaum noch jemand über den Weg: Die Aktie der Deutschen Bank fiel in den letzten Tagen auf den tiefsten Stand ihrer Geschichte. Ein Anteil an der Großbank kostete nur noch 10 Euro. Bei Amtsantritt von Deutsche-Bank-Chef Cryan war es fast dreimal so viel. Und auch mit der Commerzbank geht es stetig bergab: Die Aktie büßte allein seit Jahresbeginn rund 38 Prozent ein.

An nachfolgenden Zahlen kann man den dramatischen Zustand des europäischen Bankensystems gut ablesen:

Kursverluste der größten und wichtigsten Finanzinstitute seit 2007:

Deutschland:         Deutsche Bank  – 93 %; Commerzbank  – 98 %;

Schweiz:                  UBS  – 84 %; Credit Suisse  – 77 %;

Großbritannien:    RBS  – 97 %; Lloyds – 86 %;  Barclays – 80 %;

Spanien:                  Bankia – 99 %;  Santander – 68 %;

Frankreich:            Societe Generale – 87 %; Credit Agricole – 67 %;

Italien:                     Unicredit – 94%; Intesa – 99%: Monte dei Paschi – 99 %; Banco Popolare  – 98 %;

Kursverlauf der Deutschen-Bank-Aktie:

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Seit 2007 hat die Deutsche Bank rund 93 Prozent ihres Wertes verloren.

Die Commerzbank sogar 98 Prozent!

Bei Italiens Banken summiert sich die Zahl der faulen Kredite auf 360 Milliarden Euro. Das sind Kredite, die seit mehr als 90 Tage nicht mehr bezahlt werden. Italiens Wirtschaft rutscht immer tiefer in die Krise.

Die Kursverluste italienischer Großbanken sprechen eine klare Sprache:

Unicredit – 94%; Intesa – 99%: Monte dei Paschi – 99 %; Banco Popolare  – 98 %;

Das heißt: „Der Markt“ glaubt nicht mehr an die Darlehens-Rückzahlung von 360 Milliarden Euro!

Jeder dritten europäischen Bank droht der Untergang

Der IWF (Internationale Währungsfonds) zeichnete vor Kurzem ein düsteres Bild von Europas Banken: Viele seien zu schwach, um nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften und ein Drittel der europäischen Banken sei nach IWF-Einschätzung nicht überlebensfähig! Noch im Sommer urteilte die EZB über die Ergebnisse ihres Bankenstresstests wie folgt: „Die Ergebnisse des Tests zeigen, dass die Banken in der Eurozone ihre Widerstandsfähigkeit verbessert haben.“ Diese Einschätzung scheint der IWF nicht zu teilen.

Die IWF-Ökonomen sagen zwar nicht, dass morgen eine Bankenkrise über Europa hereinbricht, aber sie erklären, dass die Bankenlandschaft, so wie sie heute besteht, nicht länger existieren kann. Denn selbst wenn die europäische Konjunktur sich erholen sollte und die Geldhäuser dabei wieder besser verdienen, werden 30 Prozent der Institute nicht genug Geld verdienen, um zu überleben. Weitere 26 Prozent der Banken werden Mühe haben, künftig ausreichend profitabel zu arbeiten. Mit Krediten ist für Banken bei einer Null-Zins-Politik der EZB kaum noch etwas zu verdienen.

Der IWF bezeichnet die Deutsche Bank als das größte Risiko

Im Falle einer neuen Finanzkrise stellt die Deutsche Bank nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) die größte Gefahr für den Bankensektor dar:

„Unter den global tätigen Banken mit systemischer Bedeutung scheint die Deutsche Bank am stärksten zu systemischen Risiken beizutragen“, heißt es in einer Einschätzung des IWF (PDF). Gefolgt werde die Bank von der britischen HSBC und der schweizerischen Credit Suisse.

„too big to fail“

Wenn es in Deutschland und für das Weltfinanzsystem so etwas wie „too big to fail“ gibt, dann wohl die Deutsche Bank. Als systemrelevant oder „too big to fail“ („zu groß, um zu scheitern“) werden Unternehmen bezeichnet, die eine derart bedeutende wirtschaftliche Stellung haben, dass ihre Insolvenz nicht hingenommen werden kann.

tobigtofailDroht diese dennoch, wird sie in der Regel mit öffentlichen Mitteln (sog. Bail-outs) abgewendet.

Alle Großbanken sind heutzutage miteinander verflochten. Sie unterhalten enge Geschäftsbeziehungen.

Sollte ein großes Institut ausfallen, erleiden nahezu alle anderen Banken Verluste und das würde einen Domino-Effekt auslösen.

Eine neue Weltfinanzkrise wäre die Folge. Wie so eine Kettenreaktion abläuft, konnten wir schon vor acht Jahren bei Lehman beobachten.  Lehman Brothers war damals aber bedeutend kleiner, als die Deutsche Bank heute ist.

Die nachfolgende Grafik zeigt, dass die Deutsche Bank ihre Bilanz seit 2008 etwas verkleinert hat, aber mit einer Bilanzsumme von 1,8 Billionen Euro ist sie noch immer ein echtes Schwergewicht. Eine solche Bank rettet man nicht mit 5 Mrd. Euro. Besorgniserregend sind in der Grafik auch die Bilanzsummen der vier chinesischen Banken. Diese sind so rasch so hoch in den Himmel gewachsen, dass hier vermutlich deutlich höhere Risiken als bei der Deutschen Bank schlummern.

Die internationale Verflechtung mag bei ihnen derzeit noch weniger stark ausgeprägt sein, doch wenn Chinas Banken wanken, wird es ebenso kritisch.

Grafik: Bilanzsummen großer Banken im Vergleich der Jahre 2008 mit 2016

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Deutsches Geldhaus in Not                 

Die Deutsche Bank steckt in der schlimmsten Krise ihrer Geschichte und wird mit vielerlei Vorwürfen konfrontiert: Bilanztricks, Manipulation von Zinsen, Devisen- und Edelmetallkursen, Verstöße gegen US-Sanktionen und Betrug mit Hypothekenpapieren, um nur einige zu nennen. Weltweit laufen insgesamt rund 8.000 juristische Verfahren gegen die Bank.

Strafzahlung

Das US-Justizministerium will die Deutsche Bank wegen ihrer Geschäfte mit faulen Hypothekenpapieren im Vorfeld der Finanzkrise auf umgerechnet 14 Milliarden Dollar verklagen. So viel könnte die Bank nicht alleine stemmen. Nicht die Liquidität ist das Problem für die Bank, sondern dass durch so eine Strafzahlung bilanziell wichtiges Eigenkapital vernichtet würde. Vorstandsboss Cryan hofft darauf, die Amerikaner noch runterhandeln zu können. Ob und wie weit das gelingt, ist offen. Bis zur Jahresmitte hatte die Deutsche Bank für alle 8.000 offenen Rechtsstreitigkeiten lediglich 5,5 Milliarden Euro zur Seite gelegt.

Die Androhung dieser Mega-Strafe durch die US-Justiz hat dem größten deutschen Geldhaus übel zugesetzt. Sein Aktienkurs ist daraufhin abgestürzt. Als der Kurs unter die 10 Euro-Marke fiel, betrug die Marktkapitalisierung nur noch rund 14 Milliarden Euro. Damit könnte die Strafe beinahe so hoch ausfallen, wie die gesamte Bank wert ist, bzw. vom Markt bewertet wird.

Vorstandschef Cryan will Mitarbeiter mit einem Brief beruhigen

In einem Brief an die rund 100.000 Mitarbeiter der Deutschen Bank rief Vorstandschef Cryan dazu auf, Ruhe zu bewahren: „Unsere Bank ist Gegenstand heftiger Spekulationen geworden, immer neue Gerüchte führen dazu, dass unser Aktienkurs inzwischen heftigen Anschlägen unterliegt… Auf dem Markt seien Kräfte unterwegs, die das Vertrauen in Deutschlands größtes Geldhaus schwächen wollen…Unsere Aufgabe ist es nun, dafür zu sorgen, dass diese verzerrte Außenwahrnehmung unser Tagesgeschäft nicht stärker beeinflusst“, schrieb Cryan. 

In dem Schreiben betonte er auch das starke Fundament der Bank. Eigenkapitalanforderungen seien erfüllt und Markt- und Kreditrisiken in den vergangenen Jahren deutlich reduziert worden. Cryan: „Zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Deutsche Bank, was ihre Bilanz angeht, so sicher wie heute.“ Mit Liquiditätsreserven von mehr als 215 Mrd. Euro habe die Bank „einen überaus komfortablen Puffer“.

Außenwahrnehmung – Misstrauen

Auch wenn der DB-Chef betont, der Eindruck der Schwäche täuscht und es seinem Unternehmen eigentlich prima geht: Entscheidend für die Stabilität einer börsennotierten Bank ist die Außenwahrnehmung. Denn ohne das Vertrauen von Investoren und Kunden kann selbst die gesündeste Bank auf Dauer nicht überleben.

Glaubt man den Finanzmärkten, dann steht es ziemlich schlecht um die Bank. Wie tief das Misstrauen der Investoren sitzt, zeigt vor allem die niedrige Buchwert-Bewertung: Obwohl die Bank in ihrer Bilanz ein Eigenkapital von 60 Milliarden Euro ausweist, wird der Wert des Unternehmens an der Börse mit gerade einmal 14,6 Millarden Euro bewertet. Eine Bewertung von nur 25 Prozent des Buchwertes  ist eine katastrophale Zahl, denn sie zeigt, dass die Investoren entweder an der Qualität der Vermögenswerte in der Bilanz zweifeln – oder aber an der Bilanzierung der Bank selbst.

Der Vertrauensverlust der Investoren lässt sich auch an weiteren Zahlen ablesen:

  1. Interbanken-Zins Euribor: Er beschreibt, zu welchem Preis sich die größten Banken der Eurozone gegenseitig Geld leihen. Der Euribor wird täglich in einer Umfrage für Laufzeiten von einer Woche bis zwölf Monaten veröffentlicht. Der Interbanken-Zins ist vor allem ein Maß für die Kreditwürdigkeit und das Vertrauen der Banken untereinander. Genau das scheint gegenüber der Deutschen Bank massiv abzunehmen: Sie ist das einzige große Geldhaus der Eurozone, das derzeit sogar dafür bezahlen muss, sich Geld zu leihen, während alle anderen Banken Strafzinsen kassieren.
  1. Credit Default Swaps: Die Nachfrage nach sogenannten Kreditausfallversicherungen ist zuletzt drastisch gestiegen. Die Preise für solche Credit Default Swaps (kurz: CDS) liegen wieder auf dem Niveau wie zuletzt in Zeiten der Finanzkrise. Um eine Forderung von 100.000 Euro abzusichern, müssen Investoren bei der Deutschen Bank eine jährliche Prämie von rund 2420 Euro zahlen. Im März 2015 waren es noch 589 Euro. Auch daran sieht man, dass Investoren zunehmend auf eine Pleite wetten – oder sich dagegen absichern wollen.

Riesiger Derivateberg der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank ist heute in etwa so stark gehebelt wie Lehman wenige Quartale vor dem Bankrott.

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In Bestand der Deutschen Bank befindet sich ein Derivatevolumen von 46.000.000.000.000 Euro (46 Billionen). Dieser Wert entspricht etwa der fünffachen Wirtschaftsleistung der gesamten Eurozone.

Der Nominalwert des Derivatebestands gilt als Kriterium, um die Komplexität einer Bank zu beurteilen. Er wird von Experten als Indikator für das Risiko angesehen, das von einer Bank für das Welt-Finanzsystem ausgeht.

Man kann dieses enorme Risiko auch kleinrechnen, in dem man  Derivatepositionen so bewertet, dass sie sich gegenseitig aufheben. Dass ein Derivatevolumen von 46 Bio. Euro innerhalb einer Bilanzsumme von nur 1,8 Bio. Euro richtig bewertet ist, erscheint sehr unrealistisch.

Zum Vergleich: Das Eigenkapital der Deutschen Bank von 60 Milliarden entspricht nur 0,13 Prozent ihres Derivatevolumens. Cryan schrieb an seine Mitarbeiter, mit Liquiditätsreserven von mehr als 215 Mrd. Euro habe die Bank einen überaus komfortablen Puffer. Bezogen auf das Derivatevolumen der Bank, beträgt diese Liquiditätsreserve nicht einmal 0,47 Prozent!

Wie wird es mit Deutschlands größter Bank weitergehen?

Das kommt sehr auf die Höhe der Milliarden-Strafe an. Wenn diese tatsächlich 14 Milliarden Dollar erreichen sollte, bräuchte die Deutsche Bank dringend neues Eigenkapital. Vielleicht auch schon bei einer geringeren Strafzahlung. Wo dieses jedoch herkommen soll, ist völlig offen. Welcher Investor würde in ein marodes Unternehmen viele Milliarden investieren, wenn dieses ein Geschäftsmodell hat, das in den nächsten Jahren bei einer Null-Zins-Politik nicht funktioniert?

Bliebe noch der Staat als Retter. Doch das wird schwierig, weil zuerst die Bail-in-Regeln angewandt werden müssen. Diese sehen vor, dass zunächst private Eigentümer und Gläubiger der Banken (Anleihebesitzer und Kontoinhaber) enteignet werden müssen, bevor der Staat eingreifen darf.

Man kann den Eindruck gewinnen (siehe Italien), dass sich Regierungen am liebsten wieder von den gerade eingeführten Bail-in-Regeln verabschieden möchten. Zu groß scheinen die Ängste der Politiker vor den Folgen dieser drastischen Enteignungs-Maßnahme zu sein: Neben dem Zorn zigtausender enteigneter Bankkunden auf die Politik, könnte ein Bail-in-Verfahren auch einen gefürchteten Bankrun auslösen. Dann nämlich, wenn Bankkunden massenweise ihr Geld vorsichtshalber abheben, um sich vor der Enteignungsgefahr zu schützen.

Der Deutsche-Bank-Großaktionär Blackrock plädiert für Zusammenschlüsse europäischer Banken. So sollte es nicht verwundern, wenn bald über eine Fusion der Deutschen Bank mit einer anderen Großbank gesprochen wird, denn das Wort von Blackrock hat Gewicht. Das US-Unternehmen ist neben Katar derzeit größter Aktionär der Deutschen Bank.

Konsequenzen für die Geld-Anlage

Vor dem Hintergrund eines nahezu bankrotten europäischen Bankensektors bietet es sich für Anleger an, beispielsweise Gold und Silber anstelle von Geldwertanlagen wie Anleihen, Tagesgelder, Sparguthaben, Geldmarktfonds, Mischfonds, Lebensversicherungen oder Riester-Verträge  zu halten. Das gilt umso mehr in Zeiten, in denen es keinen Zins mehr auf Bankguthaben gibt. Physische Edelmetalle unterliegen – anders als die mittlerweile unverzinslichen Geldwertanlagen – keinem Ausfallrisiko. Gold und Silber kennen kein Gläubiger/Schuldner-Verhältnis und sind „wahres Geld“.

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